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Stellungnahme: Corona-Krise und Krebserkrankungen

Die Verbände der Krebs-Selbsthilfe sind besorgt über die Qualität der medizinischen Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen während der Corona-Krise.

Bonn, 19.11.2020

Die Belastungen des Gesundheitssystems durch die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 und die damit verbundene Lungenerkrankung COVID-19 betreffen auch Menschen mit Krebserkrankungen. Die Verbände der Krebs-Selbsthilfe, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe stehen und im „Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e. V.“ (HKSH-BV) vereinigt sind, fürchten um die medizinische Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen in Zeiten der Corona-Krise.

Dies betrifft sowohl den Zugang zu diagnostischen Maßnahmen als auch die zeitnahe therapeutische Versorgung, da aktuell vorrangig alle verfügbaren medizinischen Kapazitäten auf die Bewältigung der COVID-19-Erkrankung konzentriert werden. Das kann einerseits bedeuten, dass durch spätere Diagnostik eine Krebserkrankung weiter fortschreitet und u. U. eine potenzielle Heilungschance vergeben wird. Darüber hinaus kann ebenso die Verschiebung onkologischer Therapien mit mehr Symptomen für die Erkrankten und einer Prognoseverschlechterung verbunden sein. Für den einzelnen Menschen entsteht dadurch noch eine zusätzliche große psychische Belastung.

Das HKSH-BV und seine Mitgliedsverbände schließen sich daher den verschiedenen Fachgesellschaften, u.a. der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.,[1] an. Darüber hinaus begrüßt das HKSH-BV die Initiative der Deutschen Krebshilfe, dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebsgesellschaft,[2] ein Frühwarnsystem zu installieren, um möglichst kurzfristig Informationen über mögliche Einschnitte in der Onkologie zu erfah-ren und diese an die Entscheidungsträger weiter zu geben. Diese Informationsweitergabe wird aus Sicht der Krebs-Selbsthilfe mit der Erwartung verknüpft, durch eine wirksame Reaktion der Verantwortlichen in den Kliniken, den Krebspatient*innen adäquat zu helfen.

Sollten sich im weiteren Verlauf der Pandemie Entscheidungssituationen entwickeln, die eine Zuteilung von Ressourcen erfordern (Triage), erwarten wir eine interdisziplinäre Erarbeitung von Empfehlungen, die eine gleichberechtigte Versorgung vulnerabler Personengruppen, zu denen insbesondere onkologische Patient*innen zählen, gewährleistet.

Wir befinden uns in einer Situation, die es so weltweit noch nicht gab, und es gibt somit keine Erfahrungswerte, wie politische Vorgaben und Entscheidungen letztlich langfristig effektiv sein werden. Von Evidenz sind wir aktuell noch entfernt. Dennoch ist es unabdingbar, Lösungsvorschläge – unter Einbeziehung von Patientenvertretenden – schnellstmöglich zu erarbeiten. Anzudenken wären:

  • Trennung von Zentren für die Versorgung von Menschen mit einschlägigen Erkrankungen bei Epidemien und Pandemien (z.B. COVID-19-Erkrankungen) und der regulären medizinischen Versorgung
  • Priorisierung der Testung von Risikopersonen, wie z.B. Krebspatient*innen und deren behandelnde Teams [3]
  • Eine gemeinsame globale Anstrengung und die Bereitstellung von Forschungsgeldern für potenzielle aktive und passive Immunisierung

Besonders in diesen schwierigen und von Unsicherheit geprägten Zeiten stehen die Verbände im HKSH-BV den Menschen mit Krebserkrankungen zur Seite. Mit unseren telefonischen sowie digitalen Angeboten bieten wir Plattformen für einen geschützten Austausch unter Betroffenen und Ratsuchenden.

Die Stellungnahme im pdf-Format finden Sie hier.

veröffentlicht am 19.11.2020
aktualisiert am 19.11.2020