Bonn, den 19.03.2021
Besteht eine besondere Gefährdung für Personen mit einer Risikomutation?
Zu dieser Fragestellung erhält das BRCA-Netzwerk zunehmend besorgte Anfragen. Insbesondere in den Sozialen Medien verbreiten sich „Gerüchte“, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren, aber verständlicherweise beunruhigen. Gern möchten wir weiterführende Informationen zur Verfügung stellen und seriöse Ansprechpartner*innen nennen.
Alle derzeit in Deutschland zugelassenen Impfstoffe zeigen eine hohe Wirksamkeit in Bezug auf den Schutz vor schweren COVID-19 Erkrankungen. Die schnelle Zulassung wurde unter anderem durch Gelder möglich, die forciert in die Entwicklung gingen und durch ein umfangreiches Vorwissen über Impfungen gegen weitere Erkrankungen ergänzt sind.
Außer Frage steht: Sowohl zum Coronavirus und den nicht absehbaren Folgen einer Infektion, ebenso zu verwendeten Impfstoffen bedarf es langfristiger, transparenter weiterer Forschung und kontinuierlicher Begleitung der Bevölkerung.
Vakzinierung onkologischer Patient*innen
Zu differenzieren ist, ob aktuell eine Krebstherapie notwendig ist. Für diese Personengruppe ist ein schwerer Verlauf bei Infektion mit dem Coronavirus möglich, so dass eine Impfung mit hoher Priorität empfohlen wird. Eine Einschränkung der Wirksamkeit onkologischer Therapien ist in der Regel nicht zu erwarten. Ob und zu welchem Zeitpunkt eine Immunisierung grundsätzlich durchgeführt werden kann oder sollte, ist in gemeinsamer Abstimmung mit dem behandelnden Onkologen im Sinne einer informierten Entscheidung zu klären. Der Zeitpunkt kann variieren, um eine gute Immunantwort und nachfolgend einen wirksamen Schutz gegen COVID-19 zu erreichen.
Vakzinierung von Personen mit einer Krebsprädisposition
Konkrete Studien für Anlageträger*innen einer Risikomutation existieren nicht und sind in naher Zukunft nicht zu erwarten. Ebenso bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen, welche Langzeitfolgen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion erwartbar sind, ob potentiell die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung steigen könnte. Die Zulassungsstudie für den Mainzer mRNA-Impfstoff (BioNTech/Pfizer; Comirnaty) wurde an über 40.000 Personen getestet. 20.000 erhielten den Impfstoff, die anderen 20.000 ein Placebo. Unter den 20.000 tatsächlich Geimpften sind rein statistisch 50 BRCA1/2 Merkmalsträger*innen zu erwarten. Diese Anzahl ist zu klein, um daraus etwas zu schlussfolgern, auch nicht über spezielle Nebenwirkungen.
Es gibt derzeit keine Hinweise, warum es spezielle Nebenwirkungen in dieser Gruppe geben sollte. Auch zu möglichen biologischen Mechanismen, die dieses nahelegen, gibt es derzeit keine Anhaltspunkte. Die bekannten Impfstoffe können das Erbgut nicht verändern, der Zellkern und somit der mutierte Abschnitt des Erbgutes wird nicht erreicht. Die zugelassenen Impfstoffe sind daher auch für Anlageträger*innen geeignet. Die onkologischen und immunologischen Fachgesellschaften schränken den Einsatz nicht ein.
Weiterführende Informationen
Vortrag Prof. Dr. Christine Falk Deutsche Gesellschaft für Immunologie: https://dgfi.org/corona
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie: https://www.dgho.de
Deutsche Gesellschaft für Neurologie: https://dgn.org
Robert Koch Institut und Ständige Impfkommission: https://www.rki.de
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: https://www.bfarm.de
Europäische Arzneimittel-Agentur: https://www.ema.europa.eu/en
Paul-Ehrlich-Institut: https://www.pei.de
Stellungnahme als PDF anzeigen
veröffentlicht am 21.03.2021aktualisiert am 20.04.2021