Uni-Klinikum Minden erhält Preis für Aufbau einer Pankreasdatenbank

Der Geschäftsführende Oberarzt des Klinikums Minden, Ulrich Klaus Fetzner (2.v.l.), und Assistenzarzt Ioannis Dimopoulos (2.v.r.) nehmen in Vertretung von Professor Berthold Gerdes, Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie in Minden, den Peter Christophel Preis des AdP aus den Händen des AdP-Bundesvorsitzenden Lutz Otto (r.) und von Prof. Helmut Friess, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des AdP, entgegen.
Fotoquelle: AdP/Axel Mörer

AdP zeichnet die Forschungen der Klinik für Allgemeinchirurgie aus

Bonn/Minden, 27. Juni 2022 – Wie geht es den Patienten nach Bauchspeicheldrüsenoperationen und was kann man von den Betroffenen selbst lernen? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer Kooperation zwischen dem Johannes Wesling Klinikum Minden und der bundesweiten Selbsthilfegruppe Arbeitskreis der Pankreatektomierten AdP. Der Mindener Mediziner Professor Berthold Gerdes, Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie, und Assistenzarzt Ioannis Dimopoulos haben die Patientendaten von 833 AdP-Mitgliedern ausgewertet, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt sind. Dabei werden nicht nur Typ und Schwere der Erkrankung erfasst, sondern auch Operationsmethode, Therapie, Rehamaßnahmen und die anschließende gesundheitliche Verfassung und ganz viele weitere Details der Krankengeschichte.

Hier interessiert die Mediziner und den AdP ganz besonders, aus welchen Gründen manche Patienten die Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs deutlich besser und länger überstehen als andere. Die wissenschaftliche Datenbank soll nun Antworten liefern, welche Rolle OP- und Behandlungsmethoden, genetische und familiäre Veranlagungen spielen. Besonders im Fokus stehen die Langzeitüberlebenden: Hier wollen die Mediziner Gemeinsamkeiten herausfiltern, die möglicherweise bei der erfolgreichen Behandlung eine Rolle spielen.

Die erste Auswertung der Patientendaten durch Dimopoulos zeigt einige Auffälligkeiten. So benötigen elf Prozent der Patienten, bei denen die Bauchspeicheldrüse, die unter anderem Enzyme für die Verdauung im Darm liefert, entfernt wurde, keine zusätzlichen Verdauungsenzyme. „Wir hoffen, dass wir aus der intensiven Datenanalyse Hinweise erhalten, wie wir die Pankreastherapie weiterentwickeln können“, sagt Professor Gerdes. Jährlich wird bei rund 19.000 Menschen in Deutschland ein Pankreaskarzinom diagnostiziert. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt nach Daten des Robert-Koch-Institutes für Männer und Frauen bei jeweils zehn Prozent. „Deshalb ist es uns so wichtig, dass wir noch besser verstehen, welche Therapien besonders gut wirken, aber auch, was die Patienten selbst dazu beitragen können, um ihre Lebenserwartung zu verbessern“, sagt der Mindener AdP-Regionalleiter und stellvertretende Bundesvorsitzender des AdP Friedhelm Möhlenbrock.

Für die seit Jahren vorbildliche Zusammenarbeit von AdP und Klinikum Minden sowie für den Aufbau der wissenschaftlichen Datenbank hat der AdP jetzt Professor Dr. Gerdes und Herrn Dimopoulos mit dem Peter-Christophel-Preis des AdP ausgezeichnet. Der nach dem Gründer des AdP benannte Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Die wissenschaftliche Auswertung des umfangreichen Datensatzes hält an und wird nach Einschätzung der Mindener Wissenschaftler noch zahlreiche neue medizinische Erkenntnisse hervorbringen, die großen Einfluss auf die Behandlung von Menschen mit Bauch­speichel­drüsen­krebs haben könnten. Aktuell laufen auch mit der Datenbank assoziierte Promotionsvorhaben. Erste Ergebnisse wurden bereits in der Zeitschrift für Gastroenterologie publiziert.

Über den AdP:
Der Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V. (AdP) wurde 1976 von Betroffenen in Heidelberg gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Der gemeinnützige Verein steht unter der Schirmherrschaft der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Seit Beginn unterstützen Ärzte aller Fachrichtungen und Ernährungstherapeuten den AdP. Dem Verein gehören 1550 Mitglieder und fast 60 Regionalgruppen an. Die Selbsthilfeorganisation unterstützt alle Patienten, bei denen eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse vorliegt oder vermutet wird. Das Ziel des AdP ist die Förderung der Gesundheit und Rehabilitation von partiell und total Pankreatektomierten sowie nicht operierten Bauchspeicheldrüsenerkrankten unter besonderer Berücksichtigung der Krebspatienten und ihrer Angehörigen.

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veröffentlicht am 30.06.2022
aktualisiert am 30.06.2022